Tiergestützte Therapie
Die Tiergestützte Therapie versteht sich als ganzheitlicher Ansatz zur Förderung und Erreichung klar definierter Therapieziele. Dabei dienen die Tiere als „Co-Therapeuten“ und Eisbrechen im Kontakt zum Patienten. Denn sie sind völlig unvoreingenommen und nehmen ihr Gegenüber wertfrei an, egal ob dick oder dünn, groß oder klein, körperlich versehrt oder nicht. Gleichzeitig erfahren die Patientinnen und Patienten im Umgang mit den Vierbeinern ihre Selbstwirksamkeit. Das heißt, sie erleben direkt, dass Ihre Handlung eine Folge hat, zum Beispiel, wenn Sie miterleben wie sich ein Esel beim Striegeln entspannt oder Ziegen sich über das bereit gestellte Futter hermachen.
Alleine die Berührung von Tieren, der sogenannte taktile Kontakt, sorgt für eine Ausschüttung des sogenannten Kuschelhormons Oxytocin im Körper, das laut Blutuntersuchungen nachweislich die Produktion des Stresshormons Cortisol bremst und so auch entspannend wirkt. So können unsichere und desorientierte Patienten in Anwesenheit eines Tieres ihren Stress besser regulieren.
Entspannung oder ein Wohlgefühl erfahren die Patienten ebenfalls durch das reine Beobachten von Tieren, die sich augenscheinlich in Harmonie mit ihren Artgenossen und ihrer Umgebung befinden. Dafür sorgen die Spiegelneuronen im Gehirn. Diese Nervenzellen sind zum Beispiel auch dafür verantwortlich, dass wir gähnen, wenn wir jemanden sehen, der gähnt. Aber auch Tiere können das Verhalten des Menschen widerspiegeln. So entspannen sie sich, wenn der Mensch sich entspannt. Spiegelneuronen sind die Grundlage für Intuition, Resonanz und Empathie.
Dass viele Menschen so gut auf eine Therapie mit Tieren ansprechen liegt auch daran, dass Menschen sich aufgrund ihrer angeborenen Liebe zum Leben, in Fachkreisen Biophilie genannt, zu anderen Lebewesen hingezogen fühlen.
Die Tiergestützte Therapie eignet sich für alle Krankheitsbilder. So werden unter anderem depressive Patienten aktiviert, Patienten mit ADHS lernen ruhig zu werden, Menschen mit einer traumatischen Belastungsstörung fassen Vertrauen und selbst autistische Patienten gehen in eine Interaktion
Ablauf einer Therapiestunde in der Tiergestützten Therapie
Eine Therapiestunde dauert zwischen 30 und 75 Minuten. Sie ist als Einzeltherapie oder in kleinen Gruppen möglich. Zu Beginn wird gemeinsam geplant, was der Bestandteil der Stunde sein soll. Diese kann aus Füttern, Führarbeiten, Stallmisten oder anderen die Tiere betreffenden Tätigkeiten bestehen. Während der Stunde begleiten die Therapeuten den Patienten ressourcenorientiert mit entsprechenden, positiven Rückmeldungen, um ihn in seinem Prozess und seiner die Selbstwirksamkeitserfahrungen zu unterstützen. Am Schluss der Stunde überprüfen die Patienten anhand einer Skala, wie sehr sich ihre Anspannung verringert und ihre Stimmung verbessert hat. Vorhandene oder neuentdeckte Ressourcen werden entsprechend gewürdigt.
Tiergestützte Therapeuten und Entspannung im Wald
Auf dem Gelände unserer LWL-Klinik Marl-Sinsen leben Esel, Ziegen, Damwild, Heidschnucken, Meerschweinchen u. Kaninchen. Sie haben dort einen wichtigen Job: Psychisch erkrankte Kindern u. Jugendlichen in ihrer Genesung zu unterstützen.